Brisen - Haldigrat
Niederrickenbach - Brisenhaus SAC - Brisen - Haldigrat - Alpboden - Niedrrickenbach
Dauer: ca. 6 Std. 30 Min.
Distanz: ca. 11,3 km
Höhenmeter: 1230 m rauf / 530 m runter
Anforderungen: T3, weiss-rot-weiss
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Karte
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Niederrickenbach (1156 m) – Brisenhaus SAC (1753 m) –
Steinalper Jochli (2157 m) – Brisen (2404 m) –
Berggasthaus Haldigrat (1940 m) - mit Sessellift bis
Alpboden (1233 m) - Niederrickenbach (1156 m)
Diashow mit Bildern dieser Wanderung
Wanderbericht
Wanderung vom Dienstag, 28. August 2018
Einleitung
Die Wettervorhersage versprach Gutes und so entschied ich mich kurzfristig
den Brisen zu besteigen. Ich kannte ihn noch nicht und machte mich im Internet
schlau. Aha, Schwierigkeitsgrad T3, also wie auf den Grossen Mythen, was immer
dies im Detail auf der Tour zum Brisen bedeutet, aber ein Seil brauche ich
sicher nicht.
Etappe Luftseilbahn Dallenwil (504 m) – Niederrickenbach (1156 m)
Ich fuhr mit dem Auto zur Talstation der Luftseilbahn Dallenwil-Niederrickenbach.
Die 8.10 Uhr Bahn habe ich knapp verpasst, aber um 8.40 Uhr fährt ja schon die
nächste. Der Angestellte am Schalter war sehr freundlich. Für ein Retourticket
bezahlte ich mit dem Halbtax-Abo CHF 14.
Vor der 30er-Kabine standen einige Fahrgäste herum. Ich meine nicht den Jahrgang,
sondern deren Fassungsvermögen. Ich schlängelte mich durch die wartenden Leute
und setzte mich in der Kabine auf einen der wenigen Sitzplätze. Langsam füllte
sich die Kabine und es wurde immer enger. Mir fällt auf, dass man bei Gondeln
die mehr als 8 Personen fassen, nicht mehr zählt, sondern «mostet». Egal, ich
sass ja. Neben mir hatte sich ein Junge hingesetzt. Ich amüsierte mich, wie sich
die Fahrgäste den dritten, noch freien Sitzplatz gegenseitig anboten. Typisch
schweizerisch, keiner getraute sich und letztendlich blieb der Platz frei.
Es war erstaunlich ruhig in der Kabine. Vermutlich fehlte den zusammengepressten
Fahrgästen die Luft zum Sprechen. So sicher wie das Amen in der Kirche, weist
während der Fahrt jemand auf den Mittelpunkt von Nidwalden hin, man schwebt ja
daran vorbei. Da stellen sich mir immer so existentielle Frage wie: «Wo ist
eigentlich der Mittelpunkt dieser Gondel, oder der Mittelpunkt meines Sandwiches
oder der Mittelpunkt meines Gehirns, welches sich gerade so einen Blödsinn
ausdenkt?» Auf den Mittelpunkt von Nidwalden kann man wenigstens Wetten abschliessen.
Nach 7 Minuten hatten wir die Bergstation erreicht und das Sardinenbüchsen-Feeling
hatte ein Ende. Da freut man sich gleich doppelt auf eine Wanderung mit frischer
Luft und viel Sonnenschein.
Niederrickenbach (1156 m)
Im Hintergrund sieht man das Stanserhorn und ganz rechts der Pilatus.
Niederrickenbach (1156 m)
Etappe Niederrickenbach (1156 m) – Brisenhaus SAC (1753 m)
Wie erwartet, spazierten alle anderen Wandervögel zur Sesselbahn auf den Haldigrat.
Um meine Gelenke zu schonen, entschied ich mich für den harten Aufstieg, über das
Brisenhaus und das Steinalper Jochli. Bis zum Brisenhaus sind es zwei Stunden, bis
zum Brisen nochmals zwei und der Abstieg zur Bergstation der Sesselbahn dauert
nochmals ca. 1 Stunde, also gesamthaft 5 Stunden. Ich startete um ca. 9 Uhr in
Rickenbach und war um ca. 16.00 Uhr beim Sessellift, war also mit Mittagessen,
Pausen und 500 Fotos ca. 7 Stunden unterwegs.
Nach Niederrickenbach läuft man zuerst einige Kurven auf einer Betonstrasse, danach
auf einer Naturstrasse und schliesslich auf einem gut gekennzeichneten Wanderweg.
Im letzten Drittel hat man das Brisenhaus immer vor, bzw. über sich.
Brisenhaus SAC (1753 m)
Mit dem Quad dauert die Wanderung nur 30 Minuten.
Auf dieser Route traf ich nur wenige Leidensgefährten an. Fast alle waren älter
und extrem fit, vor allem die Frauen. Ein kurzer Gruss und schon waren sie
vorbeigespurtet und kurz darauf verschwunden. Zu meiner Verteidigung muss ich
erwähnen, dass ich meine grosse Kamera dabei hatte und die üblichen 500 Fotos
schoss. Zudem war ich ja nicht auf der Flucht.
Im Brisenhaus bestellte ich mir eine Rösti und machte es mir auf der fast leeren
Terrasse gemütlich. Die Sonne schien und die Rösti war fein.
Etappe Brisenhaus SAC (1753 m) – Steinalper Jochli (2157 m)
Der Aufstieg zum Steinalper Jochli ist unspektakulär. Es lohnt sich aber ab und
zu stillzustehen, sich umzudrehen und den Blick auf das Brisenhaus, die Musenalp,
die Klewenalp und den Vierwaldstättersee zu geniessen.
Brisenhaus SAC (1753 m)
Hinter dem Brisenhaus erhebt sich die Musenalp (1755 m).
Schon während dem Aufstieg zum Brisenhaus wunderte ich mich über das endlose Bellen
eines Hundes weit über mir. Da ist mir das Pfeifen von Murmeltieren wesentlich lieber,
denn das Bellen sollte mich ca. 3 ½ Stunden begleiten. Es war ein Herdenschutzhund,
welcher auf dem Grat einige Schafe bewachte und jeden Wanderer ankläffte - und bei
diesem Traumwetter waren ziemlich viele unterwegs. Dass so ein Hund nicht irgendwann
heiser wird? Das arme Tier hatte sicher erst nach 17.00 Uhr Feierabend – ausser es
schaut noch ein Wolf vorbei. Hoffentlich hat er dann noch die Kraft zu bellen.
Eine ältere Bernerin, nennen wir sie Elisabeth, war mit mir unterwegs, Mal vor und
Mal hinter mir. Ihre zwei Begleiter sassen noch im Brisenhaus und gaben ihr einen
Vorsprung von ca. 30 Minuten. Sie machte sich Sorgen über den Aufstieg zum Brisen
und fragte die entgegenkommenden Wanderer aus.
Etappe Steinalper Jochli (2157 m) – Brisen (2404 m)
Kurz vor dem Steinalper Jochli überholten mich die beiden Begleiter. Sie waren fit
und gut drauf. Als sie den Brisen zum ersten Mal erblickten, meinte einer in breitem
Berndeutsch: «Hoppla, mit dem cheiben Spitz habe ich nicht gerechnet. Da wird sich
aber Elisabeth freuen!» Während sie zum Jochli wanderten, sang er: «Ich wott nöd
stärbe, ich wott nöd stärbe.» Dies war auch mein Motto für den folgenden Aufstieg
zum «cheibe Spitz».
Brisen (2404 m)
Ein erster Blick auf den Brisen.
Ich schoss noch ein Panorama und als ich beim Steinalper Jochli ankam, sass die Bernerin
im Gras und versuchte die beiden Begleiter davon zu überzeugen, nach Isenthal abzusteigen.
«Dann mach du das doch, irgendwann, so um ca. 24.00 Uhr bist du sicher auch auf einem
Bahnhof», meinte ein Begleiter etwas übertrieben. Es war klar, die beiden Männer wollten
auf den Brisen. Ich war gespannt, wer sich durchsetzen würde. Schon wieder etwas zum Wetten.
Ich verlies die Berner und wanderte weiter, immer das Liedchen «Ich wott nöd stärbe»
auf den Lippen. Eine über mir im Gras liegende Frau grüsste mich schmunzelnd.
Es folgte ein unspektakulärer Aufstieg durch eine Schutt- und Geröllhalde. Der Weg war
recht gut und zumindest zum Aufsteigen kein Problem. Natürlich kamen mir immer wieder
Wanderer entgegen, denn ich und die Berner waren ja verkehrt herum unterwegs. Dem
Herdenschutzhund ging die Arbeit nicht aus. Sein Gebell war immer noch gut zu hören.
Brisen (2404 m)
Zwischen Steinalper Jochli und Brisen.
Risetenstock (2289 m)
Blick auf den Höhenweg zum Risetenstock (Bildmitte).
Brisen (2404 m) - Gipfelbesteigung
Wenn man den Grat der Geröllhalde erreicht, wird man von einer fantastischen Aussicht
überrascht. Beim Blick hoch zum Gipfel wurde mir etwas mulmig und ich schaute auf der
Karte nach Alternativen. Zum Glück gab es keine und ich machte mich an die letzten
Höhenmeter. Der Weg war gut und ich erreichte schnell den Wegpunkt «Brisen 2380 m».
Wegpunkt "Brisen 2380 m"
Links der Blüemlisalpgletscher und rechts der Titlisgletscher.
Dies war der Abzweiger zur Bergstation Haldigrat. Bis zum eigentlichen Gipfel waren
es nur noch wenige 24 Höhenmeter. Nun liess ich mich auch nicht mehr von den etwas
unsicher absteigenden Wanderern irritieren. Im Gegensatz zu ihnen, hatte ich ja mein
Geländer in Form meiner äusserst hilfreichen Wanderstöcke immer dabei. So erreichte
ich aufrecht gehend, ohne Einsatz der Hände, mein Tagesziel.
Brisen (2404 m)
Blick in Richtung Musenalp
Brisen (2404 m)
Super, ich bin doch nicht der Einzige mit einer "Flap Cap".
Auf dem Gipfel hat es nicht viel Platz und ich frage mich, wie es hier oben an einem
schönen Sonntag zu und her geht. Im Internet beschrieb es jemand als «Gipfel-Rambazamba».
Ich teilte mir den «cheibe Spitz» mit einem Vielwanderer und einem schweigsamen,
tschechischen Pärchen. Während mir der Vielwanderer von seinen Begehungen des Brisen bei
Nebel erzählte, trafen doch tatsächlich die zwei Berner ein. «Die Elisabeth wartet unten,
beim Wegweiser», meinte einer schmunzelnd.
Ich wartete noch, bis der Vielwanderer und die Berner den Gipfel geräumt hatten. Dies
dauerte etwas, denn die Berner wollten vom wandelnden «PeakFinder» den Namen jedes Gipfels
wissen. Dann schoss ich noch einige Panoramen, verabschiedete mich von den Tschechen und
begann meinerseits den Abstieg.
Etappe Brisen (2404 m) – Berggasthaus Haldigrat (1940 m)
Der Blick runter, auf den Haldigrat und die Bergstation der Sesselbahn ist für
einen Erstbegeher furchteinflössend. Zu Unrecht, denn der Weg ist überhaupt
kein Problem und nirgends ausgesetzt. Man sollte aber trotz herrlicher Aussicht
immer den nächsten Schritt im Auge behalten.
Haldigrat
Bei entsprechender Trittsicherheit ist der Weg gut begehbar.
Auf halbem Weg traf ich noch auf einen weiteren Pensionär, nennen wir ihn
Werni. Er sass im Gras und erzählte mir freimütig von seiner etwas speziellen
Wanderung. Er kam ebenfalls vom Brisenhaus, war aber nicht auf dem Brisen,
sondern hatte sich einen direkten Weg durch eine Geröllhalde zum Haldigrat
gesucht. Trotz Sturz und blutigem Unterarm war er gut drauf.
Er erzählte mir noch von einer rothaarigen Wanderin, die ihn gebeten habe,
der Seilbahnangestellten mitzuteilen, dass sie auch noch mitfahren möchte.
Als er dann aufbrach, bat ich ihn schmunzelnd die Seilbahnangestellte zu
bitten, auch auf mich zu warten.
Ich knipste fleissig Panoramen und die Tschechen kamen immer näher, blieben
aber zurückhaltend hinter mir.
Von weitem verfolgte ich das Treiben bei der Bergstation. Das sich bei der
Sesselbahn nichts drehte, machte mir etwas Sorgen, denn es war ja erst
16.00 Uhr. Als ich auch noch zwei Personen sah, die mit den Händen wild
gestikulierten, dachte ich schon an eine Betriebsstörung. Meine Knie schmerzten
langsam und ich überlegte mir schon, ob man mich wohl auf dem Boden im Restaurant
schlafen lassen würde.
Berggasthaus Haldigrat (1940 m)
Berggasthaus Haldigrat (1940 m)
Im Hintergrund erhebt sich der Brisen.
Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass die Sesselbahn nur dann
eingeschaltet wurde, wenn sich 4-6 Personen angesammelt hatten. Dann kam die
nette Wirtin, kassierte den Fahrpreis und schaltete die Bahn ein.
Gerade als ich unten war, hatten sich sechs Personen zur Talfahrt bereit
gemacht. Ich hätte in einer Transportkiste mitfahren können, was ich dankend
ablehnte. Obwohl ich vier Flaschen Wasser mitgenommen hatte, war ich
ausgetrocknet und wollte auf der Terrasse etwas trinken und die Beine
strecken.
Die Wirtin war sehr nett und versicherte mir, dass sie mich hier oben nicht
vergessen werde. Beruhigt setzte ich mich in die Nähe von Werni und genoss
meine Getränke.
Werni machte sich Sorgen um die rothaarige Wanderin. Irgendwie fühlte er sich
verantwortlich und schaute immer wieder zum Brisen hoch. Tatsächlich machte er
auch jemanden aus. Obwohl die Person zu diesem Zeitpunkt nur 1 mm gross war,
hatte Werni Recht. Pünktlich auf die letzte Talfahrt traf «seine» Rothaarige
ein. Werni war erleichtert und wir machten uns gemeinsam auf die Rückfahrt.
Etappe Sesselbahn Haldigrat (1940 m) – Alpboden (1233 m)
Am Seil hängen nur wenige Sessel. Es gibt einige identische Kombinationen von
einer Transportkiste und drei folgenden Zweiersesseln. In die Kiste setzte
sich ein Bekannter der Wirtin. Dahinter kamen die Begleiterinnen von Werni,
dann Werni mit der rothaarigen Wanderin und den Abschluss machten ich und mein
Rucksack. Ich genoss die Fahrt und liess die Beine baumeln.
Sesselbahn Alpboden-Haldigrat
Im Hintergrund sieht man die Rigi.
Sesselbahn Alpboden-Haldigrat
Blick auf Buochserhorn und Musenalp.
Etappe Alpboden (1233 m) – Niederrickenbach (1156 m)
Kaum bei der Talstation Alpboden angekommen, spurteten die anderen Fahrgäste
auch schon in Richtung Niederrickenbach los. Ich schoss noch einige Fotos und
machte mich gemütlich auf den Weg. Gemäss Wegweiser hat man bis Niederrickenbach
ca. 30 Minuten. Man läuft auf einer gut ausgebauten Naturstrasse. Zuerst geht
es im Wald einige Kurven runter und dann im offenen Gelände gerade aus.
Niederrickenbach (1156 m)
Wallfahrtskirche Maria-Rickenbach
Niederrickenbach (1156 m)
Benediktinerinnenkloster Maria-Rickenbach
Etappe Luftseilbahn Niederrickenbach (1156 m) – Dallenwil (504 m)
Links von mir schwärmte die Deutsche Hundehalterin von ihrem vierbeinigen
Liebling und rechts erzählten einige pensionierte Bauern von ausgebrochenen
Kühen und von der Kandidatin mit dem grossen Busen in der Sendung «Bauer,
ledig, sucht …».
Den Mittelpunkt von Nidwalden erwähnte niemand. Diese Wette hätte ich verloren.
Vermutlich waren alle zu müde oder zu «einheimisch».
Die Fahrt war kurzweilig und im Nu waren wir unten. Ich sollte dies hier gar
nicht erzählen, aber weil ich noch keine Aufnahme der blauen Gondel hatte,
wartete ich die nächste Fahrt ab und schoss in den letzten Sonnenstrahlen
einige Fotos. Was man nicht alles für sein Hobby auf sich nimmt.
Luftseilbahn Dallenwil-Niederrickenbach
Schlusswort
Im Gegensatz zu den Hüftschmerzen nach dem 700
Höhenmeter-Abstieg vom Rossstock, spürte ich am
Tag nach der Brisen-Tour fast gar nichts. Ich
war jedenfalls froh, dass ich mich für die
umgekehrte Variante entschieden habe. Dank der
Sesselbahn Alpboden-Haldigrat habe ich mir fast
700 Höhenmeter Abstieg erspart.
Die Tour wird jedem T3-Wanderer Spass machen.
Ich empfehle Wanderstöcke, genügend Wasser und
Ohropax gegen das Gebell der Herdenschutzhunde.